I wanna know you like I know myself

Die Zeile aus dem Lied „Inside out“ von Bryan Adams symbolisiert sehr gut, worauf es bei einer überzeugenden (politischen) Kommunikation und einem wirksamen Engagement ankommt. Nur wenn ich meine Stakeholder kenne, kann ich adressatengerecht und damit wirksam kommunizieren und mein Handeln danach ausrichten. Soweit ist es schon fast eine Bisenweisheit unter Kommunikator*innen. Worauf es bei einer Stakeholder-Analyse ankommt und wie diese funktioniert, darauf will ich in einem anderen Beitrag eingehen. Denn ich möchte den Blick heute auf etwas lenken, das für gewöhnlich weniger Beachtung findet. Im obigen Zitat ist es schon angedeutet: „I wanna know you like I know myself“ – sich selbst zu kennen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, mit seinem Engagement langfristig erfolgreich zu sein. Nur wenn ich mich selbst kenne, kann ich mit den zu mir passenden Mitteln für meine Werte und mein Projekt erfolgreich eintreten und langfristig engagiert bleiben.

Doch warum soll das hier so betont werden? Ist es nicht völlig normal, dass man sich kennt? Schließlich ist das eigene Ich etwas, das als Erstes da ist, wenn ich morgens aufwache und als Letztes erlischt, wenn ich mich schlafen lege. Je nach Lebensjahren ist das schon viele Jahrzehnte so. Und doch gilt meist: Gerade weil das eigene Ich immer da ist, ist es etwas, mit dem man sich in der Regel am wenigstens beschäftigt.

Für das tiefere Verständnis des eigenen Ichs müssen Sie keine jahrelange Psychoanalyse absolvieren. Meist reicht es, zwei Methoden miteinander zu kombinieren: Den sogenannten sozio-biografischen Ansatz und die SWOT-Analyse.

Sozio-biografischer Ansatz

Beim sozio-biografischen Ansatz reflektieren Sie für Sie wichtige Situationen in Ihrem Leben, die Sie geprägt haben. Gab es wichtige Ereignisse, die Sie beeinflusst haben? So kann beispielsweise das Erleben eines Lebensmittelskandals (wie etwa die BSE-Krise) die Basis für ein späteres Engagement im Bereich der Lebensmittelsicherheit legen. Diskriminierungserfahrungen oder persönlich erlebte Schwächen und der gesellschaftliche Umgang mit diesen haben wesentlichen Einfluss auf das spätere moralische Empfinden, welches die emotionale Basis für ein Engagement bieten kann. Aber auch positive Erinnerungen oder Erfahrungen können starke Treiber sein. Wenn Sie sich systematisch mit Ihrer Biografie auseinandersetzen, können Sie wichtige Hinweise darauf finden, für was Sie sich engagieren möchten und warum. Ein Ziel oder Projekt, dass sich aus Ihrer Biografie ableiten lässt, lassen Sie nicht aus den Augen und Sie werden alles dafür tun, es zu erreichen beziehungsweise erfolgreich umzusetzen.

Um zu erkennen, welche Erfahrungen und Erlebnisse für Sie prägend waren, kann es hilfreich sein, sich einen Coach an die Seite zu holen, der durch geschicktes Nachfragen und Reflektieren Wichtiges von Unwichtigem trennt und Ihnen hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

SWOT-Analyse

Während Sie mit dem sozio-biografischen Ansatz mehr über Ihre Motivation und Ihren inneren Antrieb erfahren können, hilft Ihnen die Stärken-Schwächen/Chancen-Risiko-Analyse (englisch SWOT für strength, weakness, opertunity, threat) Ihre eigenen Fähigkeiten sowie die Erfolgsaussichten Ihres Projekts besser einzuschätzen. Listen Sie dafür systematisch auf, welche persönlichen Eigenschaften Sie als Stärken definieren und welche eher negativ zu betrachten sind. Hilfreich für eine realistische Einschätzung ist es, sich hierfür die Bewertung enger Freunde, Familienmitglieder und Kolleg*innen einzuholen. Voraussetzung ist jedoch eine ehrliche und „schonungslose“ Einschätzung. Mit Statements, die Ihnen schmeicheln wollen, ist Ihnen nicht geholfen. Neben Ihren Stärken und Schwächen sollten Sie auch analysieren, welche Chancen und Risiken für Ihr Projekt bestehen. Betrachten Sie dabei sowohl persönliche Chancen und Risiken als auch externe. Persönliche Chancen können sich beispielsweise aus einer Sprachreise oder einem Erziehungsurlaub ergeben. Persönliche Risiken ergeben sich beispielsweise durch einen berufsbedingten Umzug oder einer Frustation durch ausbleibenden Erfolg. Externe Chancen ergeben sich beispielsweise durch Ereignisse, die das eigene Vorhaben begünstigen (zum Beispiel eine Folge von heißen Sommern, die das Thema Klimawandel medial in den Fokus rücken), externe Risiken ergeben sich entsprechend aus Ereignissen, die das eigene Vorhaben negativ beeinträchtigen (beispielsweise dadurch, dass ein anderes Thema aufkommt, das mit dem eigenen Thema in Konkurrenz steht).

Zwar kann man eine SWOT-Analyse grundsätzlich auch alleine anfertigen, insbesondere bei der Analyse von Chancen und Risiken ist es jedoch hilfreich, sich hier professionelle Unterstützung zu holen, damit Chancen und Risiken möglichst umfassend beschrieben werden können. Aus der SWOT-Analyse lassen sich im Anschluss Ansatzpunkte für eine passende Strategie sowie die dazugehörigen Methoden erarbeiten. So wissen Sie dann beispielsweise ob Sie lieber alleine oder im Team arbeiten, ob Sie sich einer bestehenden Initiative anschließen oder etwas eigenes starten wollen. Sie wissen dann, mit welchen Eigenschaften und Fähigkeiten Sie agieren können und wo sie sich Unterstützung holen sollten, um Ihre Ziele oder Ihr Projekt erfolgreich umzusetzen.